Fruchtbarkeitstest: Fruchtbarkeit der Frau testen

Sie stehen mitten im Berufslebens – ein paar Jahre noch Geld verdienen, selbstständig sein. Das Angebot zu mehr beruflicher Verantwortung klingt verlockend. Reisen, Kultur und das Leben genießen – ein nachvollziehbare Gründe den Kinderwunsch noch ein paar Jahre aufzuschieben. Vielen Frauen stellen sich die Frage, wie lange sie fruchtbar sein werden. Hier kann ein Fruchtbarkeitstest helf.

Bild vieler Blutröhrchen

Alter und Fruchtbarkeit

Krankheiten wie das vorzeitige Ovarialsyndrom können einen erfüllten Kinderwunsch erschweren. In Deutschland gehören sie mit einer Prävalenz von zwei bis fünf Prozent jedoch nicht zu den häufigen Krankheiten. 


Ein vorzeitiges Auftreten der Wechseljahre kann eine Frau schon in jungen Jahren treffen. Das Alter der Erstgebärenden ist in den letzten 50 Jahren von 24 auf knapp 30 Jahre gestiegen. Ein Fünftel aller Frauen, welche die Wechseljahre erreicht haben, bleibt kinderlos. [1] Dies kann auf verschiedene Gründe wie Unfruchtbarkeit, bewusste Entscheidungen oder andere Umstände zurückzuführen sein. Der Andrang auf Kinderwunschzentren nimmt allerdings stetig zu.


Einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2012 zufolge ist bei einem Drittel die Kinderlosigkeit auf das Warten auf den "perfekten Zeitpunkt" zurückzuführen. [2] Leider bleibt die Fruchtbarkeit der Frau biologisch auf ein Zeitfenster mit wenig Variabilität beschränkt. So sinkt die Wahrscheinlichkeit einer spontanen oder künstlichen Befruchtung mit zunehmendem Alter deutlich. Die Möglichkeit schwanger zu werden, beträgt ab einem durchschnittlichen Alter von 30 Jahren für das erste Kind heute lediglich 60 Prozent. Mit drastischer Tendenz nach unten. Wie wäre es, dieses Zeitfenster nicht einer statistischen Wahrscheinlichkeit zu überlassen? Wie wäre es, wenn Ihnen ein einfacher Test verbunden mit einem persönlichen Fragebogen die Ungewissheit über die Entscheidung abnimmt?

Woher weiß ich, wie viele Jahre ich noch fruchtbar bin?

Die Frage nach der verbleibenden Zeit kann nur der Besuch bei einem Facharzt klären. Eine Blutentnahme sowie eine Ultraschalluntersuchung sind die üblichen Maßnahmen, welche der Arzt anordnet. Das sogenannte Anti-Müller-Hormon spiegelt dabei die aktuelle Anzahl noch vorhandener Eizellen (Eizellreserve) gut wider. Eine Aussage über die noch verbleibenden fruchtbaren Jahre kann ein für sich allein stehender Laborwert indes nicht geben. [3] Zu viele Faktoren können die Fruchtbarkeit der Frau beeinflussen.

Welche Einflussfaktoren bestimmen die Fruchtbarkeit der Frau?

Zum Zeitpunkt der Geburt sind bei der Frau durchschnittlich eine halbe Million Eizellen angelegt. Jeden Monat reifen in den beiden Eierstöcken etwa 50 Eizellen heran. Das würde ein Leben lang genügen. Es stellt sich demnach die Frage, warum ab einem Alter von durchschnittlich 45 bis 55 Jahren sämtliche Eizellen aufgebraucht sind. Monatlich gehen etwa 1.000 Eizellen zugrunde. [4] Dies unterliegt zum Teil erblichen Veranlagungen, ist jedoch auch durch den Lebensstil bedingt. Rauchen und ein überdurchschnittlicher Body-Mass-Index gehören zu den vermeidbaren Faktoren. Ebenfalls spielt der Beginn der Menstruation oder die Anzahl der Schwangerschaften eine gewisse Rolle.

Welche Testverfahren gibt es und wie funktionieren sie?

Für eine erfolgreiche Schwangerschaft sind sowohl Anzahl sowie die Qualität der Eizellen von Wichtigkeit. Wartet eine Frau zu lang, kann schnell und unerwartet die biologische Uhr dem Kinderwunsch eine Grenze setzen. Möglichkeiten, einen Anhalt über die eigene Eizellreserve zu erlangen, gibt es jedoch durchaus. Eine exakte Aussage oder gar ein definiertes Zeitfenster, wann die Wechseljahre einsetzen, wird kaum ein Arzt wagen. Die dennoch sicherste Vorhersage die Eizellreserve zu bestimmen besteht in einer Kombination verschiedener Methoden.


Die weiblichen Geschlechtshormone unterliegen direkt und indirekt dem Einfluss der Eierstöcke. Somit können diese Hormone den allmählichen Funktionsverlust durch eine sich vermindernde Eizellreserve rasch abbilden. Ein besonders aussagefähiger Laborwert ist dabei das Anti-Müller-Hormon (AMH). Da es durch den ganzen Zyklusverlauf einen recht stabilen Wert besitzt, ist eine Bestimmung jederzeit möglich. Mit Abnahme der Eizellreserve sinkt die Konzentration stetig gegen null. Die Bestimmung lässt sich im Labor relativ unkompliziert durchführen. 


Anders verhält es sich dagegen beim Follikel-Stimulierenden-Hormon (FSH) und vor allem beim Östradiol. Beide Hormone lassen sich mittels einer relativ einfachen Labormethode im Blut nachweisen. Das FSH ist für den Startschuss der Entwicklung der Follikel notwendig. Sind nur mehr wenige Eizellen vorhanden, muss das Signal für den Start kräftiger ausfallen. Je näher die Wechseljahre rücken, desto höher steigt das FSH zu Beginn des Zyklus an. [5] Jedoch unterliegt das FSH sowohl innerhalb eines Zyklus, als auch von Zyklus zu Zyklus großen Konzentrationsschwankungen. Der alleinige Anstieg dieses Hormons sollte nicht überbewertet werden, da durchaus andere Ursachen zugrunde liegen können. [6] Außer im Blut kann FSH zudem im Urin bestimmt werden. Diese Methode erscheint auf den ersten Blick viel erfreulicher, als eine Blutentnahme. Allerdings sind Hormone im Urin stark von der Flüssigkeitsaufnahme und der Nierenfunktion abhängig. Daher ist es erforderlich, zusätzlich Kreatinin zu bestimmen, das zur Korrektur von Verdünnungsfehlern verwendet wird.


Eine noch geringere Aussagekraft kommt der Bestimmung des Östradiols zu. Dennoch kann es zu einer zusätzlichen Beurteilung herangezogen werden. Besonders in den frühen Wechseljahren werden höhere Werte gemessen. Die Zyklusphasen beginnen sich in der Phase vor der Menopause zu verkürzen, wodurch es zu einem zeitlich beschränkten Anstieg des Östradiols kommt. Dieser sinkt jedoch auf ein stabiles Niveau je näher die eigentlichen Wechseljahre rücken. [7] Einen gewissen, wenn auch diagnostisch nicht relevanten, Einfluss haben die Wechseljahre auf die Produktion männlicher Geschlechtshormone (Androgene). Seine Aufmerksamkeit wird der Arzt erst darauf lenken, wenn eine Vermännlichung (Hirsutismus) äußerer Merkmale auftritt. 


Letztendlich kann noch das sogenannte Inhibin B angeführt werden. Inhibin B ist ein Hormon, welches die Bereitstellung des FSH reguliert. Mit zunehmendem Alter sinkt die Konzentration des Inhibin B. Es stellt den ersten Marker einer sich anbahnenden Menopause dar. [9] 


Der Verdacht frühzeitiger Wechseljahre kann gleichermaßen im Verlauf einer Ultraschalluntersuchung gestellt werden. Ein erstes Zeichen ist die Abnahme des Volumens der Eierstöcke, da nur noch eine geringe Anzahl von Eizellen vorrätig ist. Im selben Untersuchungsvorgang kann der Arzt die sogenannten Antralfollikel bestimmen. Eine noch intakte Eizellreserve wird bei wenigstens sechs bis zehn Follikeln mit einer Mindestgröße von zwei Millimetern angenommen.

Muss es immer eine Blutentnahme sein?

Eines vorweg: Jedes Labor hat seinen speziellen Test zum Nachweis von Hormonen. Dies richtet sich nach den Bedürfnissen des Labors, nach der Genauigkeit und letztlich bestimmt der Preis. Ist ein bestimmter Test ausschließlich zum Nachweis in Blut zugelassen, darf er nicht für Speichel verwendet werden.


Blut oder Bestandteile des Blutes sind für die meisten Analyte unabdingbar. Dies ist jedoch in fast allen Fällen mit einer Blutabnahme aus der Armvene verbunden und wird von den Patienten oft sehr unangenehm empfunden. Speichel oder Urin hingegen wären eine Methode, welche einerseits keine Schmerzen verursacht und sich beinahe beliebig wiederholen lässt. Unter medizinischen Gesichtspunkten kann die Bestimmung von Hormonen aus dem Speichel eine sinnvolle Alternative darstellen. So sind im Speichel lediglich die sogenannten freien, biologisch wirksamen Hormone enthalten. Während die Blutentnahme durch den Arzt überwacht wird und größtenteils standardisiert ist, bedarf es beim Speichel einer umfassenden Aufklärung und gewissenhaften Gewinnung durch den Patienten.


Dass Hormontests aus dem Urin verlässlich funktionieren, wissen wir alle von den Schwangerschaftstests, welche in jeder Apotheke verkauft werden. So kann auch das Follikel-Stimulierende-Hormon (FSH), welches über die Niere abgebaut wird, im Urin nachgewiesen werden.


Während alle oben genannten Verfahren darauf basieren, die Konzentration von Hormonen zu messen, können genbasierte Methoden auf sehr elegante Wiese einen Anhaltspunkt für das Einsetzen der Wechseljahre ermöglichen. Fehlermöglichkeiten durch das Vorhandensein personenbedingter Faktoren können bei den bisherigen Testmethoden zu Fehlern bei der Beurteilung führen. Moderne molekularbiologische Methoden sind indes in der Lage einen Großteil dieser Unzulänglichkeiten zu umgehen.

Können Frauen ihre Fruchtbarkeit länger erhalten?

Alterungsprozesse lassen sich nicht stoppen, ebenso ist die Reserve der Eizellen endlich. So sollte all jenes Verhalten unterlassen werden, welches mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem vorzeitigen Ende der Eizellreserve führt. Ein gesunder Lebensstil kann die Anzahl von Eizellen nicht vermehren, vermindert sie aber auch nicht. Insbesondere der Verzicht auf Alkohol und Nikotin in schädlichen Mengen wird jedoch die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen. Starkes Über- und Untergewicht wirken sich störend auf unseren Hormonhaushalt aus.


Insulin und die damit verbundene Erkrankung Diabetes sind jedem bekannt. Auch diese können einen Einfluss auf die Eizellen haben. In gleichem Maß kann die Ausschüttung unsere Sexualhormone durch die vermehrte Fettbildung gestört sein. Neben einer gewichtsreduzierenden Diät kann im Vorfeld vor allem durch gesunde Ernährung dem frühzeitigen Einsetzen der Wechseljahre entgegengewirkt werden.

Quellen:


[1] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/_inhalt.html

[2] https://d-nb.info/1035397560/34#page=4

[3] https://web.archive.org/web/20180623221856/http://www.olg-hamm.nrw.de/behoerde/presse/pressemitteilung_archiv/02_aktuelle_mitteilungen/083-18-ungewollte-Schwangerschaft.pdf

[4] Am J Epidemiol. 2008 Jun 1;167(11):1287-94. doi: 10.1093/aje/kwn046. Epub 2008 Mar 21.

Predictors of the timing of natural menopause in the Multiethnic Cohort Study.

Henderson KD1, Bernstein L, Henderson B, Kolonel L, Pike MC.

[5] Randolph JF Jr. et al. Change in follicle-stimulationg hormone and estradiol across the menopausal transition: effect of age at the final menstrual period. J Clin Endocrinol Metab 2011;96:746-754

[6] Was ist Menopause? Informationen der Deutschen Menopausen Gesellschaft e. V. www.menopause-gesellschaft.de/mpg_privat/5302579a8e0cdf701/index.html, Zugriff 4. Januar 2018

[7] Santoro N et al. Reproductive hormones and the menopause transition. Obstet Gynecol Clin North Am 2011;38:455-466

[8] in-menopause.de

Ratgeber für die Zeit in und nach den Wechseljahren,

in: https://in-menopause.de/testosteron/

[9] Buckler H. The menopause transition: endocrine changes and clinical symptoms. J Br Menopause Soc 2005;11:61-65